Mein kurzes hartes Leben als Holzknecht
Eine Rekonstruktion
Gerhard Weissensteiner
ISBN: 978-3-99126-135-3
24 x 16 cm, 160 Seiten, zahlr. farb. u. S/W-Abb., graph. Darst., Kt., Hardcover
€ 24,00 €
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Kurzbeschreibung
Der Wald in all seiner Schönheit und der schönste Arbeitsplatz meines kurzen Lebens
Ich war Knecht, Senner, Familienvater, Ehemann, Juchitzer, Mundharmonikaspieler, Gemeinderat, Obmann eines Sparvereines, gesellig, ein gerader „Michl“, Hochzeitlader, oft lustig, aber auch oft traurig, sehr oft zornig, mitunter auch fluchend, immer gerecht, immer für meine Frau und Kinder da, starker Raucher, Freund, leidenschaftlicher Motorradfahrer, krank, fast immer ein „Roter“ am Ende noch ein paar Jahre „Blauer“, gerne „Schnapser“, leutselig, aber für mein kurzes Leben prägend und voll Freude in erster Linie
Auch wenn das die größte Schinderei in meinem Leben war. Es hat mir aber nichts ausgemacht. Ich war jung und so voller Kraft, dass ich die Bäume nicht nur umschneiden sondern sprichwörtlich hätte auch ausreißen können.
Ob dieses Rackern oder mein starkes Rauchen zu meiner Krankheit geführt hat, weiß ich nicht. Es wird aber sicherlich dazu beigetragen haben.
Schön war es doch und mein Lebensbuch wurde halt schon mit 54 Jahren zugeschlagen. Wer weiß, was mir dadurch alles erspart geblieben ist.
Ich bin mit meiner aufrechten Art aber nicht immer bei jedem gut angekommen.
Meine Handschlagqualität hat mir jedoch geholfen, dass ich jeden Tag mit ruhigem Gewissen in den Spiegel schauen konnte.
Ich hatte große Freude an der Musik und hatte deshalb immer einen „Fotzhobel“ (Mundharmonika) in der Tasche.
Ich versuchte mich immer in die Gesellschaft einzubringen.
Brunnbach ist ein Seitental von Großraming und bot damals einigen hunderten Holzknechten mit ihren Familien eine Bleibe mit Arbeit und Heimat. Dort war auch für mein kurzes Leben das Zentrum meines irdischen Daseins.
Hier ging ich zur Schule, lernte Maria kennen und gründete mit ihr unsere Familie, aus der zwei Töchter und ein Sohn entwuchsen. Ich war ab dem neunzehnten Lebensjahr bei den Bundesforsten beschäftigt und verdiente als Holzknecht auf diese Art und Weise unser tägliches Brot.
Ab 1961 war ich auch im Gemeinderat Großraming in verschiedenen Ausschüssen tätig. Das machte mir solange große Freude, bis ich feststellen musste, dass die „Freunderlwirtschaft“ auch dort einzog. Die Streiterei zwischen den einzelnen Parteien war auch da plötzlich an der Tagesordnung. Das war für mich unerträglich und für mein gerades Rückgrat einfach nicht auszuhalten.
Und so beschloss ich, im Jahr 1967 mein „Gemeinderatsdabeisein“ zu beenden. Ich war als einfacher Holzknecht „Erzroter“, hatte aber auch mit den Bauern, den sogenannten „Schwarzen“ immer ein gutes Verhältnis. Ich konnte gemeinsam mit den anderen Gemeinderäten die Geschicke einer funktionierenden Gemeinde mitlenken. Alle Bewohner von Großraming, egal welcher Partei sie auch angehörten, profitierten von unseren Beschlüssen.
Das ging aber nur solange gut, bis es auch in der Bundesregierung zwischen den regierenden Parteien immer öfter zu vorprogrammierten Zerwürfnissen kam.
Leider setzte sich dieses „Ich bin ich“ auch bis in unsere Gemeinde durch.
Und plötzlich mochte ich nicht mehr. Und das kam so: „Hatten die Vertreter der ÖVP oder die SPÖ eine gute Idee, war die andere Partei nur aus dem Grund, weil diese Idee nicht von ihr stammte, gleich einmal dagegen. Und so kam es immer öfter vor, dass, obwohl die angedachten Entscheidungen gut gewesen wären, diese einfach aus Neid und Missgunst nicht zustande kamen. Ab diesem Zeitpunkt warf ich meine „erzrote Gesinnung“ über Bord und gab meine Stimme trotzig und voller Frust ab nun der FPÖ. Wenn ich heute aus der Ferne in das jetzige Parlament hineinblicke kommt mir das Grausen. Eine Parlamentsdebatte ist einfach nicht auszuhalten. Das Benehmen im „Häfen“ unter den Häftlingen ist mit Sicherheit besser als zwischen den Parlamentariern, obwohl sich diese oft mit allen Mitteln und voller Kraft bemühen, auch vorbestraft zu sein. Wie sollen diese „Volksvertreter“, die großteils nur auf sich selber schauen, für die arbeitende Masse, etwas Gutes erreichen. Minderheiten bestätigen aber auch hier die Ausnahme von dieser Regel.
Und trotzdem ist es für mich schön, dass noch sehr viele Leute sagen: „Mit dem Franz war es immer eine Gaudi. Er war immer gerecht. Ich riss auch das eine oder andere mal mein Maul für andere auf, wo es diplomatischer gewesen wäre, wenn ich in dieser Situation geschwiegen hätte.“ Und doch bin ich froh, dass ich genau so und nicht anders gehandelt habe.
Ich übertrage die Aufgabe aus meinem Leben zu erzählen meinem Sohn, der versuchen wird, für Sie wieder ein lesenswertes, lustiges, aufregendes, trauriges und mitreißendes Buch zu schreiben.
Ich hoffe, dass ich euch allen lange nach meinem Tod auf diese Art und Weise noch ein bisschen Freude bereiten darf.
Sollte ich noch einmal auf die Welt kommen, werde ich wieder Holzknecht.
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Brunnbach
Brunnbach in alten und neuen Ansichten mit Anekdoten und Erzählungen aus vergangener Zeit
Meine lange Reise fernab des täglichen Lebens