
Und trotzdem reifen die Brombeeren
Roman
Wolfgang Linder
ISBN: 978-3-85252-321-7
21 x 15 cm, 188 S.
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Kurzbeschreibung
Lederbauer wischte ein Spinnennetz weg. Mit der Hand wischte er es weg. Seine Tochter, Julia, hatte plötzlich Angst vor den Spinnen bekommen, vor den Spinnen und vor den Spinnennetzen. Früher hatte sie mit den Spinnen gespielt. Nicht indem sie die Spinnen berührte, hatte sie mit ihnen gespielt, auch nicht indem sie kleine Blattstücke in die Spinnennetze hinein warf, wie er es getan hatte, er, Lederbauer, es früher selbst getan hatte, wenn er draußen gewesen war, draußen, ja so hatten seine Eltern gesagt, wenn sie vom Hof seines Onkels geredet hatten, draußen.
Nie hatten sie gesagt: in Laing oder im Lainger Hof oder auf dem Lainger Hof oder, was auch möglich gewesen wäre, beim Alois, denn sein Onkel hatte Alois geheißen, so wie er, Lederbauer, Alois hieß, zufällig oder weil auch sein Onkel so geheißen hatte. Das wußte er nicht, nicht genau. Seine Mutter hatte ihm einmal gesagt, so halb gesagt und so halb angedeutet, daß er, Lederbauer, aus einer Verwechslung heraus den Namen Alois bekommen hätte. Eigentlich hätte er anders heißen sollen. Schließlich habe sie mit ihrem Bruder häufig gestritten, vor allem beim Brombeeren Abnehmen, da besonders häufig.
Aber sie, seine Mutter, habe sich zu wehren gewußt und ihren Bruder oft in die Dornen gestoßen, und nicht ungern. Ja, sie habe es wie geliebt, wenn er geschrieen habe, daß er aus den Dornen heraus wolle, und er sei fast wie starr in den Dornen gehängt, weil er Angst gehabt habe, sein Hemd könne zerreißen, noch mehr zerreißen wenn er sich selbst zu befreien versuchte. Man habe ihm nämlich stets eingeredet, er sei tollpatschig und könne sich nicht richtig bewegen. Ja, sein Onkel Alois habe laut um Hilfe geschrieen in den Brombeersträuchern drin, zuerst mit Worten und dann nur noch mit Tönen.